Deutschland: Loks: BR 169, E69
29.07.02
In Jahre 1900 wurde die Localbahn von Murnau nach Oberammergau von einer privaten Gesellschaft eröffnet. Nach Konkurs der Bau- und Betreibergesellschaft übernahm im Jahre 1904 die Münchner Localbahn A.G. (LAG) diese Strecke und rüstete die elektrischen Anlagen auf Einphasen-Wechselstrom mit 5,5kV und 16 Hz um. Für den Personenverkehr wurden Triebwagen angeschafft.

LAG1
LAG1
Für den Güterverkehr wurde im Sommer 1905 eine elektrische Lokomotive bei den SSW bestellt. Der mechanische Fahrzeugteil wurde von der Katharinenhütte in Rohrbach/Pfalz angefertigt. Geliefert wurde die Maschine am 02.Februar 1906 und war damit die erste normalspurige Lokomotive für Einphasen-Wechselstrom, somit zugleich der Urahn aller weiteren Lokentwicklungen für die deutsche Eisenbahnen.

Die LAG1 wies einen Mittelführerstand auf, von dem nach beiden Seiten jeweils ein nach vorne abgerundeter Vorbau angebracht war. Darunter waren die Teile der elektrischen Ausrüstung. Der Lokkasten ruhte auf einem Profilstahlrahmen mit zwei Lenkradsätzen. Für die beiden Radsätze wurden ein Tatzlagerantrieb ausgewählt. Die Leistung beider Motoren wird mit 145 kW angegeben. Zur Stromabnahme an der Oberleitung wurde ein auf einem Gestell befestigter Lyra-Bügel verwendet, der später durch einem herkömmlichen Scherenstromabnehmer ausgetauscht wurde. 1907 wurde eine Westinghouse-Bremsanlage nachgerüstet.

Die braunrot lackiert gelieferte Lok wurde zunächst zahlreichen Versuchsfahrten unterzogen, die die Erwartungen in fast allen Belangen übertrafen. Die Antriebsart der Lok wurde in den dreißiger Jahren bei der DRG im großen Stil angewandt.

LAG2 und LAG3
LAG2
Es war somit kein Wunder, dass kurze Zeit nach der Lieferung eine zweite Lok bestellt wurde. In die diesmal aber bei Krauss und den SSW gefertigte Lok flossen die Erfahrungen aus dem Betrieb der LAG1 mit ein. Die LAG2 wurde 1909 in Dienst gestellt wurde. Obwohl die Verwandschaft zur LAG1 ersichtlich war, wurden doch erhebliche Änderungen vorgenommen. U.a. entfielen die Lenkradsätze zu Gunsten fester Radsatzlager. Der Lokkasten wurde etwas eckiger und die Vorbauten höher. Auch die LAG2 wurde noch mit den exotisch aussehenden Lyra- Stromabnehmern ausgeliefert. Die Leistungsfähigkeit wurde zusätzlich erheblich gesteigert.

LAG3
Nachdem beide Loks zur vollsten Zufriedenheit liefen wurde sogleich eine dritte Maschine bestellt. Am 17. Dezember 1912 wurde diese auch schon geliefert. Einige äußerliche Unterscheidungsmerkmale gaben der LAG3 ein etwas kompakteres Aussehen. Zusätzlich erhielt sie direkt bei Auslieferung einen Scherenstromabnehmer.