Deutschland: Loks: BR 211, 212, V100
15.08.02
V100.20

Die Baureihe V100 wurde nicht für eine lange Lebensdauer entwickelt. Sie sollte zuerst nur einmal ein günstiger Ersatz für die teure Dampftraktion auf Nebenbahnen sein. Die Lok sollte auch zusätzlich kein modernes Industriedesign auszeichnen, sondern nur in erster Linie zweckmäßig ausgeführt werden.

In die V100 gelangten viele Teile, die sich in der V200 schon bewährt hatten. Nur dort, wo es sich überhaupt nicht vermeiden ließ, wurden Neuentwicklungen vorgenommen. Die Drehgestelle, die Kraftübertragung, der Mittelführerstand und die Ausführung des Lokkastens sollten sehr einfach gehalten werden. Durch diese einfache Bauweise entstand aber trotzdem oder gerade deshalb eine sehr robuste Lokomotive. Sie bewährte sich im Alttag hervorragend und war auch von dem Personal sehr beliebt. Insgesamt wurden 745 Exemplare des Loktyps hergestellt.

Bei der Herstellung der Lokomotive arbeitete das BZA München sehr eng mit der Maschinenbau Kiel AG (MaK) in Friedrichsort zusammen, die auch maßgeblich bei der Herstellung der V80 beteiligt war. In die Überlegungen flossen die mit der V80 und V200 gemachten Erfahrungen und die Verbesserungsvorschäge des Betriebs ein.

1957 wurden die Planungsarbeiten abgeschossen und die MaK erhielt erwartungsgemäß auch den Auftrag zum Bau von sechs Prototypen, obwohl die Wahl des Motors auf Aggregate von anderen Herstellern fiel. Voith liferte das Getriebe, Gmeiner die Achstriebe und Deutz einen Teil der Drehgestelle, so dass MaK die Fertigung des Lokomotivteils blieb. Die V100 003 wurde den Werkstättendiensten des AW Nürnberg zur Verfügung gestellt, und zur Probezerlegung übergeben. Dabei wurden unter anderem Fertigungsmängel erkannt, die in der Serienherstellung korrigiert wurden. Unter anderem wurden auch die Verlängerung der beiden Führerhausvorbauten und eine Anbringung einer Hebemöglichkeit des Hauptrahmens zum einfacheren Tausch der Drehgestelle als Verbesserunsvorschläge in die spätere Fertigung eingebracht.

Die ersten Versuchsfarten decken ebenso noch einige Mängel auf, wie z.B. die Getriebeschaltung, zu hohe Temperaturen des Maybach-Dieselmotors und im Führerstand, zu kleiner Einstieg in den Führerstand, zu klein dimensionierte Sandkästen, teilweise unzureichende Zugänglichkeiten einiger Aggregate zwecks Wartung.

Die V100 006 wurde 1959 an die MaK zurückgegeben, um einige Modifikationen durchzuführen. Der stärkere Motor MB 835 Ab mit 1350 PS wurde eingebaut. Zusätzlich wurde das Getriebe angepasst und die Ausrüstung für Wendezugeinsatz und Mehrfachtraktionen integriert.

Die leistungsschwächere Version mit den Motoren MD650 von Maybach oder L12 V18/21 von MAN hatten 1100 PS und wurden somit als V100.10 eingestuft. Die Lok mit dem Motor MB 835 Ab wurde somit zum Prototypen der V100.20, der späteren Baureihe 212.